Am Mittwoch 12.11.2025 fand ein besonderer Morgen für alle ersten Klassen statt: Auf Initiative des Kantons St. Gallen und Lehrpersonen der 1.Klassen setzten sich die Schülerinnen und Schüler mit ihren Rechten und Anliegen auseinander. Der Workshop war Teil des kantonalen Projekts ESKJ (Erneuerung der Strategien im Bereich der Kinder- und Jugendpolitik), das Kinder und Jugendliche im ganzen Kanton gezielt einbezieht.
Der Kanton will wissen: Welche Anliegen haben Kinder und Jugendliche heute? Kennen sie ihre Rechte – und wie stark werden diese tatsächlich berücksichtigt? Besonders interessiert die Verantwortlichen, wie Kinder und Jugendliche ihre Lebenswelt in den Bereichen Freizeit, Familie und Schule/Ausbildung erleben. Antworten darauf fehlen bisher auf kantonaler Ebene – obwohl Kinder und Jugendliche gemäss UNO-Kinderrechtskonvention ein Recht auf Information, Anhörung und Mitwirkung haben.
Bei einer gemeinsamen Einführung in der Aula erhielten die Schülerinnen und Schüler einen Überblick über den Morgen – mit besonderem Fokus auf das Recht auf Beteiligung.
Anschliessend arbeiteten die Jugendlichen in drei von Lehrpersonen moderierten Workshops. Dabei tauschten sie sich über ihre Erfahrungen, Wünsche und Ideen zu den vom Kanton vorgegebenen Themen aus. In einer abschliessenden Runde in der Aula wurden die wichtigsten Ergebnisse zusammengetragen.
Die Workshops zeigten deutlich, dass Respekt, Mitbestimmung und ein gutes Miteinander für die Jugendlichen zentrale Werte sind. In allen Lebensbereichen formulierten sie klare Vorstellungen, wie Schule, Freizeit und Familienleben verbessert werden könnten.
Schule und Ausbildung
Viele Vorschläge betrafen die Gestaltung des Lernalltags: Mehr Bewegung und Sport, längere Pausen und Aktivitäten ausserhalb des Schulzimmers wurden mehrfach genannt. Zudem wünschen sich die Schülerinnen und Schüler, bei Regeln und Entscheidungen stärker mitreden zu dürfen – etwa bei der Kleiderordnung (z. B. Trainerhosen im Unterricht), beim Stundenplan oder bei baulichen Veränderungen in der Schule. Auch mehr Pflanzen und selbst gestaltete Dekorationen im Schulhaus wurden vorgeschlagen.
Für bessere Lernbedingungen nannten die Jugendlichen weniger Tests pro Woche, einen späteren Schulbeginn und mehr Gruppenräume. Ein Snackautomat oder mehr Pausensnacks würden den Schulalltag zusätzlich aufwerten.
Ein Anliegen war zudem ein respektvoller Umgang im Schulalltag. Drohungen oder Auslachen sollen keinen Platz haben.
Freizeit und Betreuung
In ihrer Freizeit wünschen sich die Jugendlichen mehr und vielfältigere Treffpunkte. Bestehende Angebote wie die Badi, der Jugendtreff oder das Jugendopenair sollen erhalten bleiben. Zudem wurde der Wunsch nach längeren Öffnungszeiten für den Jugendtreff sowie nach mehr Trainerinnen und Trainern in den Vereinen geäussert.
Zu den konkreten Ideen gehören ein Streetsoccer-Feld, ein Skatepark, eine Kartbahn, ein Velopark, neue Sportplätze, offene Musikproberäume und öfter offene Turnhallen. Auch ein Zoo wurde vorgeschlagen. Mehr Sitzbänke, Trinkbrunnen und bessere Beleuchtung in Quartieren von Muolen sollen die Freizeit sicherer und angenehmer machen.
Familie und Wohnort
Im familiären Bereich steht der Wunsch nach mehr gemeinsamer Zeit im Vordergrund – etwa durch Spielabende, Gespräche oder gemeinsame Aktivitäten. Die Jugendlichen wünschen sich mehr Privatsphäre, Mitbestimmung im Alltag (z. B. bei Ferien, Haustieren oder Essen) und dass ihre Meinung ernst genommen wird.
Am Wohnort wünschen sich die Schülerinnen und Schüler sichere Strassen, saubere Umgebung und erschwingliche Einkaufsmöglichkeiten. Sie möchten bei Projekten wie neuen Spiel- oder Sportplätzen mitreden können und schlagen die Gründung eines Jugendparlaments auf Gemeindeebene vor.
Über alle Themen hinweg zeigte sich ein gemeinsames Anliegen: Kinder und Jugendliche wollen gehört, ernst genommen und beteiligt werden. Ihre Ideen werden an den Kanton weitergegeben und sollen einen Beitrag zu einer kinder- und jugendgerechten Zukunft sein!
Text: M. Eggmann
Fotos: LP Stufe 1